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Leseförderung

Lesewerkstatt als Erfolgskonzept

Lesewerkstatt macht über 150 Kindern Lust auf Bücher.

Die Preetzer Lesewerkstatt ist das Nachfolgeprojekt des erfolgreichen Lesefests, das 2021 von der Stadtbücherei, der Volkshochschule, dem Familienzentrum Preetz und der Literaturwissenschaftlerin Charlotte Reimann initiiert wurde. Mit dem Preetzer Lesefest wollten wir Kinder und ihre Familien fürs Lesen begeistern und dazu einladen, selbst kreativ zu werden. Das Programm im ersten Corona-Jahr umfasste Lesungen, Theater-, Musik- und Comic-Workshops, einen Kreativwettbewerb mit anschließender Ausstellung, Kinderbuch-Verlosungen sowie monatliche Leseclub-Treffen mit Gästen wie Lesefest-Schirmherrin Aminata Touré und Kinderbuchautorin Kirsten Boie.

Ein Lesefest in diesem Umfang konnten wir im Folgejahr weder finanziell noch personell stemmen. Für 2022 hatten wir Veranstalterinnen uns daher etwas Neues ausgedacht. Wir wollten das Thema Leseförderung ins öffentliche Bewusstsein rücken, die Stadtbücherei bei Kindern und Familien bekannter machen und über eine starke Öffentlichkeitsarbeit die kommunale Finanzierung zukünftiger Leseförderangebote anstreben.

Kinder fürs Lesen begeistern

Eines unserer Ziele war, insbesondere Jungen und Nichtleserinnen für die Welt der Bücher zu begeistern. Beim Lesefest am 12. Juni 2021 und den monatlichen Leseclub-Treffen in der Stadtbücherei hatten wir gemerkt, dass wir mit diesem Angebot vor allem Kinder erreichten, die ohnehin gern lesen bzw. denen bereits viel vorgelesen wird. Die Autorenlesungen, die 2021 aufgrund der Corona-Pandemie im Rahmen des Lesefests in den Preetzer Grundschulen, an der Gemeinschaftsschule und in einer Kita stattfanden, hatten hingegen ein ganz gemischtes Publikum. Das wollten wir auch mit den Angeboten der Lesewerkstatt erreichen.

Gruppenbild vor der Lesung mit Irene Margil
v.l.n.r.: Olaf Szupryczynski (Vorsitzender PTSV), Ulrike Barthel (Leiterin Stadtbücherei), Ulrike Martens (Koordinatorin Familienzentrum), Irene Margil (Autorin) und Charlotte Reimann (Kuratorin Lesewerkstatt).
Actionreiche Lesung der Kinderbuchautorin und ehemaligen Sportreporterin Irene Margil im Familienzentrum im Haus der Diakonie

2 Lesungen für 150 Jungen und Mädchen

Im Rahmen der Lesewerkstatt planten wir daher für den Herbst 2022 eine Fußball-Lesung (die großzügigerweise der Preetzer Turn-und Sportverein PTSV sponsorte) sowie eine Abenteuer-Lesung exklusiv für die Kinder der 3. Klassen der beiden Preetzer Grundschulen. Damit erreichten wir rund 150 Kinder, deren Rückmeldungen zu den Lesungen im Preetzer Familienzentrum sehr begeistert ausfielen. Allerdings vermissten einige Mädchen beim Fußball-Roman weibliche Heldinnen. Trotzdem gab die Mehrheit an, sie habe Lust bekommen, die Bücher selbst zu lesen. Ulrike Barthel, die Leiterin der Stadtbücherei, verteilte Anmeldebögen für einen kostenfreien Büchereiausweis und ermunterte die Jungen und Mädchen, die Bücher aus der Bücherei auszuleihen.

Ulf Blanck, Autor der Bestseller-Reihe Die-drei-???Kids und Vorlese-Profi, zieht die jungen Zuhörer*innen mit seinen Geschichten in den Bann.
Rund 75 Kinder waren jeweils bei einer Lesung im Familienzentrum dabei – kleinere Gruppen wären besser, fanden viele der jungen Zuhörer*innen.

Pop-up Werkstatt für Kinder

Ergänzt wurden die beiden Lesungen für die Schulklassen durch ein offenes Angebot für alle Preetzer Kinder. Zum bundesweiten Vorlesetag im November 2022 luden wir an einem Samstagnachmittag die Bilderbuchkünstlerin Antje von Stemm ein. Die Pop-up-Werkstatt für Kinder ab 6 Jahren fand in der Mensa der Schulen am Hufenweg statt, da die Stadtbücherei leider über keine geeigneten Räumlichkeiten verfügt.

Die Hamburger Künstlerin brachte witzige Videos, viel buntes Papier und eigene Pop-up-Bücher mit. Ursprünglich hatten wir nur einen Workshop für Kinder eingeplant. Aufgrund der hohen Nachfrage zeigte Antje von Stemm in zwei Workshops, wie man Pop-ups aus Papier ganz einfach selbst falten und gestalten kann. Mehrere Pop-up-Karten hintereinander geklebt ergeben eine Geschichte. Die Kinder entwickelten sehr kreative und ganz individuelle Ideen. Am Ende präsentierten alle Teilnehmenden ihre Pop-up-Kunstwerke in einer kleinen Ausstellung. Den jungen Kreativen hat der Workshop gefallen: Es gab 18 x die Gesamtbewertung “Sehr gut” und 5 x die Bewertung “Gut”.

Antje von Stemm zeigt den jungen Teilnehmerinnen ihr eigenes Pop-up-Bilderbuch.
Beim Workshop lernten die Kinder einfache Pop-up-Kunstwerke zu falten.
Enie (7 Jahre) hat ihre Pop-up Karte als Interieur gestaltet. Mehrere Pop-up-Karten aneinandergeklebt erzählen eine ganze Geschichte.

Stadt Preetz stellt 2023 ein Budget für Leseförderung bereit

Da wir uns wünschen, dass auch künftig alle dritten Klassen in den Genuss einer Autorenlesung kommen und jedes Jahr mindestens ein offenes Angebot in der Stadtbücherei stattfindet, gaben wir das positive Feedback der Kinder an den Ausschuss für Kinder, Jugend, Schule, Soziales, Gleichstellung (KJSSG) weiter.

Denn Lesen ist die zentrale Voraussetzung für Bildung, beruflichen Erfolg und Integration. Laut der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) 2021 können 28 Prozent der Viertklässler*innen nur schwach oder sehr schwach lesen. Der neue Vorlesemonitor 2022 der Stiftung Lesen ergab, dass 22 Prozent der Kinder, die in die Grundschule kommen, nie vorgelesen wird. Und das, obwohl Vorlesen für die Entwicklung der Lesekompetenz von Kindern so wichtig ist.

Wir empfahlen den Stadtvertreter*innen, im Haushalt 2023 einen Posten für Leseförderung bereitzustellen. Zu unserer großen Freude ist die Stadt Preetz der Empfehlung gefolgt und hat im Budget der Stadtbücherei 2.000 Euro für Lesefördermaßnahmen bereitgestellt.