Landtagsvizepräsidentin ermutigt Mädchen und Jungen, ihre eigenen Geschichten zu schreiben
Gespannt und neugierig warteten zahlreiche junge Leseratten auf die Lesefest-Schirmherrin Aminata Touré. Da die Landtagsvizepräsidentin von Schleswig-Holstein beim Lesefest im Juni verhindert war, wurde der Besuch in den Herbst verschoben. Am 21. Oktober 2021 war es dann endlich so weit: In der mit bunten Wimpeln geschmückten Mensa der Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule setzte sich Aminata Touré fröhlich in den Stuhlkreis und beantwortete die Fragen der Leseclub-Mitglieder.
Aminata verrät ihr Lieblingsbuch
Aminatas Buch „Wir können mehr sein. Die Macht der Vielfalt“ ist gerade erst erschienen. Es ist eigentlich ein Sachbuch für Erwachsene, mit dem die Landtagsabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen jungen und diversen Menschen Mut machen möchte, in die Politik zu gehen und die Gesellschaft mitzugestalten. Ihr Lieblingsbuch sei „Becoming“ von Michelle Obama, eröffnet Aminata die Vorstellungsrunde – in der jedes Leseclub-Mitglied verrät, was es am liebsten liest. Von diesem Buch gibt es auch ein Version extra für Jugendliche „Erzählt für die nächste Generation“. Ob sie sich vorstellen könne, ein Kinderbuch zu schreiben? Doch Aminata will erst mal kein weiteres Buch schreiben, denn das würde wieder sehr viel Arbeit in ihrer Freizeit bedeuten.
Warum ein Buch?
Man merkt Aminata Touré an, wie stolz und wie glücklich sie über ihr Buch ist. Sie habe sich im Vorfeld auch sehr viele Gedanken gemacht, berichtet sie. Drei Verlage hätten angefragt, ob sie Lust habe, ein Buch zu schreiben. Aminata war es wichtig, darin von ihrem Leben zu erzählen und anderen Mut zu machen. Ihr Buch sollte leicht zu lesen, aber auch tiefsinnig sein. Es sollte nicht zu schwermütig, sondern auch lustig werden. Und ihre Gedichte sollten natürlich auch mit rein, zählt die 28-Jährige auf. Anfangs habe sie sich dagegen gewehrt, Persönliches mit aufzunehmen, erzählt sie, aber dann habe sie gemerkt, dass ihr diese Passagen sogar am leichtesten fielen.
Die Gestaltung des Buchs
Auch das Covermotiv und den Titel ihres Buches habe sie ausgewählt. Die Grafikerin habe sie selbst ausgesucht und genauso die Illustratorin, die das Bild von ihr gezeichnet hat – Morenike Olusanya. Sie habe sie über Instagram gefunden, erzählt Aminata lachend. Die Fotografie zeige die äußere Aminata mit den ganzen Zuschreibungen, die von außen an sie herangetragen werden. Und die Malerei die andere Seite. Die Trennungslinie verweise auf die Gedichte, die im Buch im selben Layout unterlegt sind.
Rassismus* ist nicht okay!
Aminata Touré las zwei Stellen aus ihrem Buch vor, in denen sie von ihrem Aufwachsen in Neumünster erzählt: von der Zeit, in der sie wegen ihres Aufenthaltsstatus nicht in den Kindergarten durfte, von der Prüfung für die ersehnte Einschulung und von Erlebnissen in der Schulzeit, in denen sie wegen ihrer Hautfarbe ausgeschlossen oder gedemütigt wurde. Es war toll, wie die Leseclub-Mitglieder sich meldeten und sagten, das könnten sie überhaupt nicht verstehen, warum man jemanden ausschließe oder gemein zu jemandem sei, der einfach nur anders ist als man selbst.
„Meine Mutter hat uns damals nie erklärt, weshalb sie so viel Kraft und Energie in unsere Bildung investierte. Ich nahm es einfach hin, dass man eben sehr viel lernen musste und auch gut sein musste. Später erst begriff ich, dass sie versuchte, uns auf ein Leben vorzubereiten, in dem wir es immer schwer haben würden. Ein Leben, in dem man immer die andere sein und unterschätzt werden würde.“
Aminata Touré, „Wir können mehr sein. Die Macht der Vielfalt“
Eine Schreibwerkstatt für Preetz?
Besonders cool fand Aminata die eigenen Schreibprojekte der Kids – von Sachbüchern über Efeu oder Wölfe bis hin zu gemeinsam erfundenen Geschichten. Auch wir waren überrascht und entzückt von so viel unveröffentlichten Manuskripten bei den Leseclub-Mitgliedern. Jetzt träumen wir von einer Kinder-Schreibwerkstatt und einer Preetzer Kinderbuchedition im nächsten Jahr. Zum Book-Launch laden wir dann natürlich unsere Schirmherrin ein!
Im Anschluss an das Gespräch und die Lesung mit Aminata Touré gab es Schorle, Obst und selbstgebackenen Kuchen von Helma und Tina. Herzlichen Dank an den Preetzer Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen, der das Buffet gestiftet hat.
*Rassismus ist, wenn Menschen wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion benachteiligt oder schlecht behandelt werden.
Alle Fotos: Holger Förster